68,68°Nord

Unser Family-Ferienhaus-Roadtrip 2023:

3 Wochen, 6.000 km - 6 Campingplätze - 1 Ferienhaus - 1 Hotel (Rørbu)

Eigentlich wollten wir unsere „Hundepause“ für eine Flugreise nutzen, Kanada geisterte schon lange durch unsere Köpfe. Nach dem Einholen vieler Informationen über dieses atemberaubende Land mit seinen gigantischen Landschaften kam dann ziemlich schnell die Ernüchterung. Uns als vierköpfige Familie würde der Flug zusammen mit Womo, Stellplätzen, Eintritten und Verpflegung für drei Wochen circa 17.000 € kosten. Nö, ganz ehrlich: steht für die drei Wochen in keinem Verhältnis. Ist zwar sehr schade – aber es gibt ja Alternativen ;-)

Aber da schwirrt ja noch etwas anderes schon lange durch meinen Kopf: Vor meinem ersten Norwegenurlaub 2008 fragte ich im Norwegen-Forum an, wie ich denn unsere zweiwöchige Reise nach Nordnorwegen (Ecke Lofoten) am besten planen könnte. Alle Forumsmitglieder (aus dem Forum der Norwegen-Freunde) rieten mir wegen der Kürze der Zeit von der langen Strecke ab und manövrierten uns geschickt in den Süden Norwegens, wo wir seitdem immer wieder neue Ecken erkunden und altbekannte Orte genießen. Doch im Hinterkopf blieb immer der Wunsch, mal „weiter hoch“ zu fahren. Tja – und dann gibt’s da eben noch den Bernd. Bernd kenne ich tatsächlich durch eine Norwegen-Gruppe auf Facebook, dort postete er unbeschreiblich tolle Bilder seines Häuschens in Refsnes, das „Tor zu den Vesteralen“, wie ich es nenne. Immer wieder schrieben wir hin und her, bis er mir und meiner Familie tatsächlich anbot, mal sein Häuschen als Ferienhaus zu nutzen, was aber wegen der langen Anreise und der stets mangelnden Zeit nie in Frage kam. Doch jetzt stehen uns drei Wochen zur Verfügung! (Mittlerweile bietet er die Hytte übrigens auch auf Airbnb an.) Etwas skeptisch sind wir aber trotzdem, ob diese lange Anfahrt für die Kinder nicht zu viel, zu langweilig, zu eintönig ist … machen sie das mit? Wir haben mit ihnen zwar darüber geredet und nach Ansicht der tollen Ferienhausfotos waren sie begeistert, aber Kinder machen sich ja nicht klar, was es heißt, 3 ½ Tage hintereinander nur im Auto zu sitzen (zumal unsere ja auch sehr bewegungsfreudig sind). Doch die Entscheidung wird schnell gefällt: wir probieren es einfach aus!

Natürlich kommt bei uns – wie bei vielen anderen, die bis weit in den Norden hinauf fahren - die altbekannte Frage auf: wie fahren wir denn nun am Besten? Ab Göteborg die E4 oder doch den Inlandsvägen? Oder gar ganz durch Norwegen? Diese Frage wurde schon in diversen Foren ausgiebig diskutiert, somit habe ich viel gelesen und nachgedacht ... Nach einem Telefonat mit Bernd steht fest, dass wir durch Schweden hochfahren und zumindest einen Teil zum "Kilometer-Schrubben" über die E4 fahren werden, dann aber rüber wechseln ins Landesinnere… wo und wann? Das sehen wir wenn wir dort sind. 

Samstag, 5.8.23 – 702 km 

Endlich beginnt der heiß ersehnte Urlaub - wir kommen eine halbe Stunde später los, als gehofft - also erst um 6.30 Uhr. Da ich ja meine kleinen Morgenmuffel und Trödelnasen kenne, habe ich das natürlich mit eingeplant - selbstverständlich ohne jemandem etwas davon zu verraten, sonst würden sie ja noch mehr trödeln ;-)

Die Strecke bis Hannover fährt sich wie immer gut und es geht zügig voran. Leider ist tagsüber meine persönliche Horrorstrecke (zwischen Hannover und Hamburg) wie immer gespickt mit etlichen Baustellen und somit auch Staus, sodass wir (inklusive mehrerer kleiner Pausen) gerade pünktlich um 15.45 Uhr am Stena-Terminal zum Check-in kommen, der bereits begonnen hat. Wir können tatsächlich kurz darauf auf die Fähre fahren und auch direkt unsere Kabine beziehen. Erst mal strecken wir uns auf den Betten aus und holen etwas Schlaf nach… um 5 Uhr aufstehen ist dann doch etwas außerhalb unseres Rhythmuses.

Zur Ausfahrt aus der Förde stehen wir an Deck, genießen den Sonnenschein, die Luft und das voll angekommene Feriengefühl. Wie soll es anders sein - die Kinder haben Hunger. Dieses Mal wollen wir wieder ans Buffet. Zuletzt waren wir ja hier am 23.12. mit ganz wenigen Passagieren an Bord… also sind wir etwas überrascht, welch lange Schlange sich beim Essen bildet. Aber egal - wir haben Zeit und schmecken tut‘s auch :-)

Nach dem Essen geht’s wie üblich kurz in den Dutyfree-Shop (Schoko-Vorrat füllen) und wieder zum frische Luft schnappen an Deck. 

Noch ein bissl Fernsehen schauen und dann wird geschlafen – und wie immer schläft es sich beim leichten Fährengeruckel phantastisch.

Sonntag, 6.8.23 – 738 km

Der Wecker geht kurz vor sieben. Duschen, frühstücken, packen und runter von der Fähre - wir wollen endlich weiter in den Norden. Allerdings dauert es heute ungewöhnlich lange beim runterfahren. Bald wird klar, warum: der Zoll kontrolliert jedes einzelne Auto. Jeder wird nach Grund und Ziel der Einreise befragt, teilweise werden Autos raus gewunken und gefilzt, der Fahrer vor uns muss ins Röhrchen blasen … das kann dauern. Wir sehen wohl vertrauenswürdig genug aus, um nach einem ganz kurzen Gespräch passieren zu dürfen. Um 10.10 Uhr starten wir zunächst Richtung Stockholm - Ziel unbekannt. 

Was soll ich sagen - Schweden ist hier unten im Süden, von der Autobahn aus gesehen, erwartungsgemäß öde. Wir haben Dänemark ja mal Kaugummiland getauft, weil sich die Strecke bis Hirtshals zieht wie Kaugummi. Schweden macht hier Dänemark starke Konkurrenz … die Spannung erreicht stets den Höhepunkt, wenn der Anblick von Wiesen und Wäldern mal durch einen See durchbrochen wird. Wir machen natürlich ein paar Pipi-, Tank- und Essenspausen. Unterwegs zeigt ein Blick auf den Routenplaner, dass wir das Ziel, was wir so ungefähr ins Auge gefasst hatten (Sundsvall an der Ostsee) erst so gegen 19 Uhr erreichen werden. Und laut Wettervorhersage wird es nachts dort stark regnen, da habe ich keine Lust, im Zelt zu schlafen (wir haben es eigentlich nur für Notfälle mitgenommen, falls wir mal nichts finden). Also schaue ich, ob in Sundsvall etwas frei ist und buche über booking.com beim First Camp Fläsian eine Vierbetthytte. Das nimmt uns etwas Druck - wir wollen heute so viel Strecke wie möglich machen, aber dann so spät noch auf die Suche zu gehen, hätte mich wahrscheinlich dann doch etwas nervös gemacht. Mittlerweile hat es auch begonnen zu regnen. Die Kinder fragen, ob sie ein Kaugummi haben dürfen… wie bezeichnend bei dieser Landschaft ;-) Die beiden machen sich übrigens an Tag 2 der langen Autofahrten erstaunlich gut. Comics, Hörspiele, Kartenspiele und ein Film vertreiben ihnen die Zeit. Um 19 Uhr kommen wir an und fahren gleich zur Hütte. Von außen sieht sie winzig aus. Da drin sollen wir alle schlafen und ein Bad soll es da auch noch geben? Beim Öffnen der Tür komme ich mir vor wie bei Harry Potter, als die ganze Familie bei der Quidditch-WM in einem winzigen Zelt Platz findet… ein Raumwunder. Wir blicken direkt auf die Ostsee, es gibt einen tollen Sandstrand und auf diesem einen Spielplatz. Herrlich. Wenn das Wetter jetzt besser wäre, würde ich sofort ins Meer hüpfen!

Die Kinder toben umher, während ich den Dosenlinseneintopf wärme. Nach dem Essen gehen wir im Nieselregen noch ausgiebig am Strand spazieren und klettern über Felsen … es ist echt toll hier!

 

Eine Leserunde später (diesmal ist die "Unendliche Geschichte" im Urlaub dabei - seit meiner Kindheit eines meiner absoluten Lieblingsbücher) schlafen wir alle früh ein.

Montag, 7.8.23 – 687 km 

Ich werde von lautem Geprassel geweckt, es regnet heftig gegen die Scheibe, gefolgt von einem kräftigen Donnerschlag. Um sieben geht der Wecker, wundersamer Weise klappt alles ohne Gemurre wie am Schnürchen, wir essen noch kurz was, Zähne putzen, Betten abziehen, spülen und die Hütte kehren, Tankstop und los geht‘s - viertel vor neun sind wir wieder on the road. Es regnet und ich überlege, wie wir am besten fahren sollen. Nur diese Autobahn fahren ist keine Option. Zunächst starten wir aber auf der E4. Hier an der Ostsee gefällt uns Schweden schon viel besser, es ist hügeliger, felsiger und auch von der Straße aus gibt es einige schöne Ausblicke auf‘s Meer. In Örnsköldsvik biegen wir auf die Straße 348 links ab - endlich keine LKWs mehr. Nach kurzer Zeit schickt uns GoogleMaps rechts ab auf die Järnegardsgatan … warum auch immer, es ist eine winzige Straße, die durch kleinste „Orte“ (besser: Häuseransammlungen) führt und schließlich fahren wir auf einer Schotterpiste irgendwo im nirgendwo. Keine Menschenseele weit und breit (die Wege von Google sind unergründlich…). Dafür treffen wir Kraniche, ein Adler fliegt an uns vorbei und bei einer Pipipause entdecken wir Unmengen an leckeren Pilzen. Nach knapp 20 km erreichen wir endlich wieder eine richtige Straße, die 352. Diese ist weitestgehend super ausgebaut, kein Auto weit und breit, es fährt sich toll und hier passieren wir auch das Schild, welches uns Lappland ankündigt. Weiter auf der 365, treffen wir in Lycksele ein, wo wir tanken und Burger essen gehen - den Kaffee gibt es bei „Frasse“ sogar umsonst :-)

Die 365 fahren wir eine Weile wunderbar weiter, bis eine Ampel an einer Baustelle uns zum Warten auf das Ledebil zwingt. Soweit nichts Ungewöhnliches. Sehr wohl ungewöhnlich aber ist, dass dieses Führungsfahrzeug einfach nach einem Viertel der Baustelle zur Seite fährt und uns (und die beiden Schweden vor uns) zum Weiterfahren auffordert. Also tun wir das auch alle… doch es ist unglaublich - wir fahren durch frisch aufgeworfenen (noch nicht verfestigten) Schotter, das Auto vor uns bleibt darin fast stecken, die losen, groben Schottersteine knallen an unseren Unterboden, wir fahren Zickzack um gerade arbeitende riesige Baustellenfahrzeuge herum… also mitten durch die laufende Baustelle! Das geht ein paar Kilometer so und ich glaube zu hören, wie auch die beiden Schweden vor uns aufatmen, als wir wieder asphaltierte Straße unter unseren Rädern haben.

Nach dieser Anspannung geht es gemächlich und entspannt weiter über die leere Straße und wir wechseln auf die 95 - und hier beginnen unsere ersten Rentiersichtungen. Die Kinder sind hellauf begeistert, vor allem als wir neben den Tieren halten oder wir die Fellnasen bei Spaziergängen auf der Straße beobachten. So süß! Nach Arvidsjaur wechseln wir auf die E45, den Inlandsvägen - auch hier ist erstaunlich wenig los. Eine Rast legen wir noch an einem schönen Platz zwischen Bäumen an einem See ein, es ist so herrlich ruhig.

Den Nördlichen Polarkreis erreichen wir um 18 Uhr und halten hier natürlich. O-Ton Sohnemann: „Also obwohl wir hier am Polarkreis sind, ist es gar nicht kalt.“ Wir machen ein paar Fotos, gehen noch in den Souvenirshop, dann aber hurtig zum Campingplatz - ich will noch eine Hütte mit Bad/Toilette ergattern. Als wir im Arctic Camp Jokkmokk ankommen, ist es kurz vor sieben, es ist noch was frei, wir checken ein, beziehen eine kleine Hütte und sehen uns erst einmal um. Der Platz ist riesig, hat einen kleinen Badepark, einen extrem großen Spielplatz, Minigolf… Wahnsinn, was hier geboten wird. Trotz der Größe gefällt es mir hier, er liegt direkt an einem tollen See, unsere Hütte in einer Ecke im Wald - mit Blaubeeren drumherum :-)

Die Kinder lassen ihre überschüssige Energie ausgiebig auf dem tollen Spielplatz ab, was uns etwas Zeit zum Chillen gibt. Gemütlich sitzen wir in der Hütte zum Essen (es regnet leider) und machen danach am See noch einen kleinen Spaziergang. 

Schon schön, dieses schwedisch Lappland!

Dienstag, 8.8.23 – 529 km 

Der frühe Vogel und ich, wir müssen wie immer erst mal alleine klar kommen. Naja, da kann ich schon mal duschen und was für‘s Frühstück vorbereiten. Aber auch heute läuft es insgesamt echt gut mit allem, sodass wir um neun starten (und nochmal kurz zurück fahren müssen, weil ich was in der Hütte vergessen hab…).

In meiner Vorstellung war die E45 eine total befahrene Straße - doch zu unser aller Freude fahren wir die meiste Zeit alleine durch die unglaublichen Waldlandschaften Nordschwedens. Ja, gefällt mir… diese leeren Straßen, umsäumt von Bäumen in unterschiedlichen Grünschattierungen, ausgebremst lediglich durch querende Rentiere. Die Straßenschilder mit den langen unaussprechlichen Namen erinnern uns an Finnland. Kilometer um Kilometer begegnen wir niemandem - schon irgendwie seltsam. Ab und zu tauchen andere Fahrzeuge und sogar auch ein paar Radfahrer auf.

Wir wechseln auf die E10 und hier nimmt der Verkehr merklich zu. In Kiruna gehen wir noch in den Coop (Bernds „Bestellung“ einkaufen - und nehmen natürlich auch gleich für uns was mit). 

Weiter Richtung Norge halten wir unterwegs an einem der raren Rastplätze. Parkbuchten zum Anhalten gibt es zwar genügend, aber schöne Rastplätze? Fehlanzeige. Wir essen und vertreten uns ein bisschen die Füße. Eigentlich hatte ich mir gedacht, dass wir unterwegs noch ein wenig in den Abisko Nationalpark hinein laufen können… aber ehrlich gesagt: jetzt wollen wir nur noch ankommen!!! Mal davon abgesehen ist das Wetter richtig mies. Also fahren wir einfach weiter. Sehr schade ist, dass die Landschaft komplett in Nebel verhüllt ist … es wäre so schön hier, wenn uns nicht das Nichts umgäbe - alles ist weiß. Von dem riesigen See und den dahinter aufsteigenden Bergen ist nichts zu sehen (das Vergnügen hatte ich nur auf GoogleStreetView).

Doch je näher wir Norwegen kommen, desto mehr klart es auf.

Nach Norwegens Grenze strahlt die Sonne nur so vom Himmel - so begrüßt man seine Stammgäste :) (Seit wir nämlich in Schweden angekommen sind, haben wir die Sonne nicht mehr gesehen.)

Die Fahrt zum Haus zieht sich noch etwas, wir kommen bei Narvik auch noch an eine Straßensperre, wo mir mal kurz das Herz in die Hose rutscht… so eine Sperre kann in Norwegen ja immense Umwege bedeuten. In diesem Fall ist es Gott sei Dank nur eine Viertelstunde "Mehrzeit" und wir dürfen dabei noch zwei schicke Brücken überqueren. Begeistert betrachten wir die vorbeiziehende Landschaft mit ihren teilweise bizarr geformten Berggipfeln, den saftig grünen Wiesen, den weißen Sandstränden und dem türkis schimmerndem Wasser. Herrlich und wunderschön.

Um Punkt fünf werden wir am Haus in Refsnes von Bernd herzlich empfangen. Endlich sind wir da, nach dieser langen Anreise. Es ist einfach nur ein Traum, dieses rote Häuschen mit Panorama-View Deluxe und seinem kleinen Gärtchen drumherum. Bernd zeigt uns Häuschen und Holzboot, für die Kinder hat er sogar ein Federballnetz mit Schlägern vorbeigebracht. Später räumen wir noch das Auto aus und essen gemütlich zu Abend.

 

Durch die lange Helligkeit haben wir irgendwie überhaupt kein Zeitgefühl. Wir erkunden noch die Uferkante mit ihrem kristallklaren Wasser, entdecken kleine Fische, Seeigel, Quallen und sammeln ein paar Muscheln. Die erste Schweinswalsichtung lässt nicht lange auf sich warten. Endlich da - einfach nur traumhaft.

Mittwoch, 9.8.23 

Kein Wecker, ich hab gut geschlafen, merke aber, dass ich drei Tage lang mein allmorgendliches Yoga nicht gemacht habe. Also raus aus den Federn und ausgiebig dehnen! (Diesem täglichen Ritual am Morgen verdanke ich immerhin, dass es mir wieder so gut geht … es gab eine Zeit, da konnte ich kaum laufen, war deshalb im Krankenhaus…). Das Yoga-with-a-view tut soooo gut! Nicht nur meinem Körper, sondern auch der Seele - kein Wunder bei dem Ausblick. Während ich danach meinen Espresso mache, erwacht das Haus. Nix mehr mit Stille. Mein Wunsch nach Ruhe trifft auf den Bewegungsdrang der Kinder … nicht immer kompatibel. 

Also verbringen wir den Vormittag mit Tennis und Federball spielen, der Mann hat nach der langen Fahrt und den davor liegenden stressigen Arbeitswochen ein enormes Schlafbedürfnis und verzieht sich nach oben. Wir Restfamilie gehen natürlich noch an unseren Steinstrand, halten nach Schätzen Ausschau und retten eine lila-blaue Qualle vor dem Austrocknungstod.

Immer wieder nehme ich mir heute die Zeit, einfach nur zu sitzen und zu schauen. Meine Güte, diese Farben, dieser Ausblick. Es ist mit 24 Grad angenehm warm, aber sehr windig, sodass sie Ausfahrt mit dem Boot heute flach fällt. Außerdem muss Bernd den Motor noch reparieren lassen. Irgendetwas stimmt da nicht.

Nach einem Mittagssnack fahren wir Richtung Borkenes (ca. 20 Minuten entfernt) - hier soll sich im Fjord ein Zwergwal rumtreiben … vielleicht sehen wir ihn ja. Eigentlich ist ja klar, dass wir ihn nicht zu Gesicht bekommen werden, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wir fahren zum kleinen Hafen, der Ausblick hier ist total schön, die Sonne strahlt (es sind mittlerweile 28 Grad) und wir beobachten ein paar Angler, wie sie einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser ziehen. Später werden wir mit einer kleinen Angelausrüstung wieder kommen. Auf dem Weg zurück zum Haus machen wir einen Abstecher über auf eine kleine Insel (Kvæøya), wir haben unterwegs die tolle Brücke gesehen, die dorthin führt. Auf der Insel entdecken wir fast am Ende der Inselsackgasse einen Minirastplatz mit kleinem Sandstrand. Mega-Panorama, bestes Wetter - wir ziehen die Schuhe aus und stapfen ins Wasser - kalt, aber schön. Immer wieder kommen plötzlich große Wellen angerauscht, die dafür sorgen, dass die Kinder komplett nasse Hosen bekommen. Ein phantastisches Fleckchen Erde - wir fühlen uns super wohl hier und bleiben über 1 1/2 Stunden. Die Kinder buddeln im Sand, wir finden Muscheln, rund geschliffene Steine und Seeigelskelette. Wir genießen hier einfach diese Ruhe, diese landschaftliche Schönheit, das Zusammensein…

So, jetzt aber Angelsachen holen, kurz etwas essen und zurück nach Borkenes. Dort stehen wir ab halb sechs auf der Mole und angeln bei Bilderbuchwetter und Bilderbuchpanorama. Zunächst gehen untermaßige Fische wie Dorsch und Seelachs an den Haken, die natürlich wieder schwimmen dürfen. Tatsächlich sind wir drei Stunden hier, die Zeit vergeht wie im Flug und wieder haben wir kein Zeitgefühl… Bevor wir gehen entdecken wir noch eine Monsterqualle (eine Feuerqualle, ca. 80-100 cm lang, Durchmesser knapp 50 cm)… gigantisch! Fünf schöne Makrelen nehmen wir mit nach Hause. Ein kurzer Stopp noch im Supermarkt, sodass wir erst gegen zehn daheim sind.

 

Was für ein schöner Tag mit lauter spontanen Dingen :-)

Donnerstag, 10.8.23

Dadurch, dass wir hier komplett die Zeit vergessen und (inklusive Kindern) immer total spät im Bett landen, schlafen alle auch entsprechend lange. Und natürlich bin ich immer als erstes wach (bei zu langem Liegen meldet sich halt immer mein Rücken) und genieße das Panorama-Yoga in vollen Zügen! Mein Käffchen trinke ich dann allerdings schon in Gesellschaft. Eigentlich wollte mein Mann joggen gehen, ich sehe aber, wie ihm die Motivation förmlich aus dem Gesicht springt, so schlage ich ihm stattdessen eine kleine Wanderung vor. Also brunchen wir und fahren zu einer Halbinsel hier in der Nähe. 45 Minuten Fahrzeit später stehen wir am Ausgangspunkt zur Wanderung zum Keipen. 2 Stunden für 3,4 km zum Gipfel und zurück laut Vorgaben. Wir laufen einfach mal los, eine echte Wegmarkierung gibt es nur zu Beginn, dann teilt sich der Weg, wir folgen einfach einem der ausgetretenen Pfade. Zunächst laufen wir durch ein herrliches Birkenwäldchen mit lauter urig gewachsenen Bäumen, gefolgt von der kargen Blaubeerlandschaft oberhalb der Baumgrenze. Unterwegs immer wieder herrliche Ausblicke auf die gigantischen Gipfel der umliegenden Berge. Oben (auf dem Bergrücken) kommen wir an einen See - von hier aus sehen wir links einen kleinen Gipfel und rechts einen größeren. Wir entscheiden uns, nach rechts zu laufen und gehen immer weiter und weiter (mittlerweile haben wir schon 3 km hinter uns, also irgendwas stimmt nicht mit den Vorgaben … oder mit dem von uns gewählten Pfad, wahrscheinlich sind wir einfach komplett anders gelaufen). Und wie das so ist: man sieht das Ziel, es sieht nah aus… aber wir laufen und laufen und laufen: es ist doch weiter weg als gedacht. Egal, wir haben ja Zeit! Unterwegs gehen wir auf einem schmalen Pfad entlang, links von uns stürzt die Felswand steil ins Meer hinab. Ein Kolkrabe beäugt uns erst kritisch, um sich dann weiter seiner Beschäftigung, dem Beerenabzupfen, zu widmen. Endlich klettern wir die letzten Meter hinauf. Oben werden wir mit einem phantastischen Blick belohnt. Es hat unterwegs angefangen zu nieseln und hier ist es ziemlich windig, die Kinder wollen aber trotzdem hier und jetzt die von mir als Köder versprochenen Kekse essen. Zurück entdecken wir einen viel kürzeren Weg zum Parkplatz. Unten sind wir also vergleichsweise schnell. Eine richtig tolle Kurzwanderung (knapp 6 km) mit sensationellen Aussichten!

Wenn wir schon mal auf dieser Halbinsel sind, fahren wir noch die Viertelstunde zu deren Spitze mit ihrem weißen Sandstrand in Hufeisenform. Ein wunderbarer Strand, wie schade, dass es zu kalt zum Baden ist. Wir kraxeln noch auf den Felsen herum und entdecken mal wieder Zeugen des 2. Weltkrieges. Immer wieder unglaublich, welches Ausmaß dieser Wahnsinn hatte … sogar so weit im Norden.

Es beginnt ganz leicht zu regnen und wir machen uns auf den Rückweg zur Hütte. Dort essen wir etwas (es ist mittlerweile schon 18 Uhr) und die drei Angler machen sich nochmal auf zur Mole nach Borkenes, um vom Ufer zu angeln. Denn leider können wir unser Boot immer noch nicht nutzen. Auch heute mögen uns die Makrelen - es wird erfolgreich geangelt. Und als wäre das nicht genug, kommt noch ein netter Norweger vorbei, der gerade mit seinem Boot vom Meer kommt, und schenkt uns noch zwei Seelachse (er wollte uns noch mehr schenken, aber wer soll das alles nur essen?).

Ich erkunde in der Zwischenzeit unsere Uferlinie, über eine Stunde gehe ich über die großen und kleinen Steine, finde schöne Schneckenhäuser, Seeigelskelette, tote Quallen und leider auch etwas Müll. Begleitet werde ich von jagenden Seeschwalben, dem Geplätscher von Wasser, Kuhglockengeläut und dem leicht schmatzendem Geräusch des Seetangs, wenn er von den Wellen bewegt wird. Ich genieße diese Ruhe, diese Stille, beobachte kleine Fische und krabbelnde Krebse im kristallklaren Wasser. So entspannend! 

Freitag, 11.8.23

Bedingt durch spätes Insbettgehen und einer nächtlichen Störung der Tochter, schlafen wir alle länger. Ich brauche aber wohl nicht zu erwähnen, dass ich - als ich kurz vor neun aufstehe, alleine mein Terrassen-Yoga mache… das Wetter ist perfekt, 20 Grad mit Sonne-Wolken-Mix. Mein Mann ist motiviert zum Joggen, von meinen Kindern sehe ich bis halb elf (!!!) nichts – sie werden groß! Wir brunchen gemütlich und überlegen, was wir mit diesem gammelig begonnen Tag so machen könnten. Die Angel-Bande will angeln, gestern haben wir bei Elgsnes tolle Felsen mit Panorama-Blick entdeckt und beschließen, es später von dort aus zu versuchen. Da es keinen Sinn macht, bei Ebbe zu angeln, schauen wir auf die App und sehen, dass wir vor 17 Uhr da gar nicht hinfahren brauchen. Wir lesen und spielen Federball… während wir spielen schauen wir immer mal wieder auf’s Wasser - und da ist er plötzlich, der Zwergwal!! Direkt in Ufernähe vor unserem Haus, ich kann den grauen Rücken mit Finne erkennen und sogar seinen Blas hören. Wir sind in heller Aufregung und rennen runter zum Wasser… aber leider taucht Zwergi nicht mehr auf - dafür entdecken wir, wie uns eine Robbe aus sicherer Entfernung aus dem Wasser heraus beobachtet. Bernd kommt noch vorbei, gibt uns einige Tipps und stellt leider fest, dass der gerade „reparierte“ Motor noch immer einfach aus geht, also nimmt er ihn wieder mit. Spätnachmittags grillen wir die leckeren Makrelen, der geschenkte Seelachs wird im Ofen zubereitet. Ist das lecker! Und es geschieht ein Wunder: Sohn isst Makrele und Tochter Seelachs. Ich bin total perplex!

Um 18 Uhr starten wir Richtung Elgsnes (sehen unterwegs noch ein paar Rentiere) und stehen kurz nach sieben auf den Panorama-Felsen mit Blick nach Westen auf die Vesterålen. Schöne Lichtspiele gibt es hier, meckernde Möwen, jagende Seeschwalben und eine kleine Familie Eiderenten, die die Uferlinie abtaucht. Wieder ist es absolut still. Nur sanfte Naturgeräusche um uns herum - das liebe ich so an Norwegen! Hier ist es super zum Angeln, tolle Dorsche und Seelachse werden mit Stolz von den Kindern alleine aus dem Wasser gezogen. Und das alles mit herrlichem Blick auf die untergehende Sonne, die die Wolken von rosa bis orange einfärbt. 

Damit wir im Extra noch einkaufen gehen können, packen wir kurz nach neun zusammen. 

 

Wieder ist es halb zwölf, bis die Kinder im Bett sind - naja, es sind ja Ferien.

Samstag, 12.8.23

Ich muss schon sagen: diese Aussicht ist bombastisch - und wie in unserem „Standard“-Ferienhaus am Hardanger kann man hier minütlich wechselnden Lichtspielen zusehen… auf diese Weise kann ich meinen Kaffee doppelt genießen! Heute muss ich packen für unseren 2-Tages-Trip nach Andøya, morgen steht die Walsafari an. Diese startet morgens um 11 Uhr, bereits um viertel nach neun soll man dort sein, das wäre bei den 2 1/2 Stunden Anfahrt nicht machbar, also haben wir uns entschieden, das Ganze mit einer Übernachtung zu verbinden. Vorgestern Abend habe ich die Safari (nachdem ich Wetter und Wind abgecheckt habe) und auch unsere Übernachtung im Grønnbuene Rorbu Hotel gebucht (alle Hütten auf den Campingplätzen waren schon ausgebucht). 

Um 12 Uhr geht die Fähre von Refsnes nach Flesnes, wir fahren auf Andøya natürlich die Landschaftsroute auf der Westseite der Insel und sind absolut begeistert. Wunderschön ist es hier… und irgendwie ist fast nichts los. Unterwegs halten wir am architektonisch gelungenen Aussichtspunkt Bukkekjerka, erkunden die Umgebung und gehen natürlich auch auf die Panorama-Toilette („Pipi with a view“ ;-). Immer wieder unterwegs faszinieren die spitzen Felsformationen, die fast direkt aus dem Meer aufsteigen. Das hat einen ganz besonderen Charme!

Weiter fahren wir durch Bleik (hier ist schon deutlich mehr los) und dann zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Erst hatte ich überlegt, zum berühmten Måtind zu laufen, doch diese Wanderung ist mit 4 Stunden veranschlagt, das würde heute zu lange dauern (es ist jetzt schon kurz nach drei). Vorgabe bei der von mir anvisierten Wanderung zum Røyken für die knapp 4 km sind zwei Stunden (das hätte mir ja zu denken geben müssen…). 440 hm - es war von Anfang bis zu Ende einfach nur STEIL! Nicht einen einzigen (!) Schritt kann man auf einer ebenen Fläche gehen. Kein Wunder, dass wir niemandem begegnen. Es ist richtig heftig anstrengend, die Kinder brauchen ein paar Pausen (und ich auch!), haben aber dann doch wieder den Ehrgeiz, oben anzukommen. Meine Güte, zwischendurch hab ich selbst keine Lust mehr, der Weg führt einfach nur durch Geröll und bietet keinerlei Abwechslung, keine schönen Bäume, Felsformationen oder ähnliches. Aber wir kämpfen uns durch und unsere Anstrengung wird mit einem Blick bezahlt, der einfach nur göttlich ist. Wir haben eine Rundumsicht über Andenes bis Senja, können das Festland und die gesamte Insel Andøya sehen - am tollsten ist natürlich der Blick auf den Strand von Bleik mit seiner vorgelagerten Insel, die wir Haifischflosse nennen. Einfach nur klasse, alle werden mit Keksen, Äpfeln und Schoko belohnt. Und außerdem sind die Kinder mächtig stolz, dass sie es geschafft haben (und mein Mutterstolz ist natürlich auch wieder ganz groß dabei). Die Dauerbelastung der Knie macht den Abstieg nicht minder anstrengend, die ebenen Stellen zur Entlastung fehlen ja komplett. Man sind wir froh, als wir wieder am Auto sind.

Von hier aus sind wir in 10 Minuten im Hotel in Andenes und checken ein. Die Rorbuer liegen (logischerweise) direkt am Wasser, wir haben zwei Doppelzimmer nebeneinander, alles sehr neu, sauber und gemütlich – ich bin richtig begeistert. Wir ruhen uns kurz aus und gehen dann um die Ecke Pizza essen. 

Die Kinder pochen darauf, dass wir auf dem Berg versprochen hatten, noch an den tollen Strand zu gehen, den wir von oben gesehen haben. Das ist eine gute Idee, die Sonne ist gerade am „Untergehen“ (sie geht ja nicht so ganz unter), als wir ankommen - wir spazieren am Sandstrand entlang, die Kinder malen und schreiben eifrig in den nassen Sand und beginnen zu bauen und zu buddeln. Eine ganze Weile bleiben wir hier, genießen das phantastische Licht, die schöne Stimmung… dann fahren wir zurück in unsere schöne Unterkunft und schlummern gemütlich ein.

Sonntag, 13.8.23

Heute geht natürlich Wecker, es ist halb acht, um viertel nach neun müssen wir bei der Walsafari einchecken. Ganz bewusst frühstücken wir mit Bedacht (zu oft habe ich von schrecklichen Mageninhaltswiedergaben bei Walsafaris gelesen): es gibt Banane, Apfel und Zwieback. Wir packen alles zusammen, räumen die Zimmer (Checkout per Telefon) und schlendern rüber zur Walsafari Andenes. Wir werden freundlich empfangen, bekommen unser Ticket und eine halbe Stunde später beginnt die Führung, die von einer Biologin geleitet wird. Wir lernen allerlei über die Wale, ihren Körperbau, Verbreitungsgebiete und Vorlieben, über die Gegebenheiten der Insel Andøya mit dem vorgelagerten Bleik-Canyon, bestaunen das riesige Skelett eines Pottwals und können auch jederzeit Fragen stellen. Nach der kurzweiligen Führung geht es ab auf‘s Boot, den Kutter „Reine“. Die Sonne scheint, es sind 18 Grad (gefühlt 25), die See ist schön ruhig. Trotz der augenscheinlich ebenen Wasseroberfläche schaukeln wir durch die Dünung hoch und runter. Zur Vorsicht kauen wir alle ein Superpep-Kaugummi. Was soll man sagen, bei so einer Safari starrt man meist einfach nur auf die nicht sehr spannende Wasseroberfläche. Eine erste wunderschöne Ablenkung vom Starren ist eine Schule von 30-40 Rundkopfdelfinen, die miteinander schwimmen, mit ihren Flossen auf die Wasseroberfläche klatschen und kunstvoll aus dem Wasser springen. Es ist so schön ihnen zuzusehen, nicht nur die Kinder sind begeistert, ich habe ein Dauergrinsen im Gesicht. Diese Tiere sind wunderschön. Mit auf dem Boot sind Biologen, die auch auf andere Tiere, wie beispielsweise die kleinen Papgeientaucher oder auf die uns stets begleitenden Eissturmvögel aufmerksam machen. Jederzeit stehen sie für Fragen zur Verfügung, was ich auch gerne nutze. 

Unter dem Boot sind Mikrofone angebracht, mit denen die Crew die Unterwassergeräusche wahrnimmt, sie lauschen, ob sie die ausgesendeten Klicklaute der Pottwale (die sie beim Jagen aussenden) hören. Und da sind sie! Jetzt wird es spannend. Leider sehr weit entfernt sehen wir einen Pottwal auftauchen. Der Blas ist gut zu sehen, aber eben sehr weit weg. Wir folgen aber kurz darauf einem anderen Wal, der aktiv seine Laute von sich gibt. Wir fahren und fahren… und es passiert nichts. Den Kindern ist natürlich voll langweilig. Kein Wunder, wir sind mittlerweile schon drei Stunden auf dem Wasser, davon vielleicht 20 Minuten Spannung … und nun folgen wir seit einer Stunde diesem Wal, der einfach nicht auftauchen mag. Ich beruhige die Kinder: der Pottwal muss bald an die Oberfläche kommen - denn normalerweise (das haben wir vorhin gelernt) tauchen sie ca. 45 Minuten, „unser“ Wal ist also schon eine ganze Weile drüber…

Es dauert noch ein bisschen - aber dann taucht er auf, ganz in der Nähe. Und es ist soooo herrlich. Nach dem Auftauchen müssen sich die Wale erholen und ihre Muskeln durch Atmung erneut mit Sauerstoff füllen, um wieder abtauchen zu können. (Vor dem Abtauchen wird nämlich die Luft aus den Lungen raus gepustet, den Sauerstoff beziehen die Wale unter Wasser ausschließlich aus den Speichern in den Muskeln). Also haben wir Zeit, diesen Giganten zu beobachten, wie er sich an der Oberfläche ausruht und bläst (Pottwale haben ihr Blasloch links und nicht in der Mitte… was man hier alles lernt… J). Während wir ihn beobachten kommt mir der Gedanke, wie klein dieser große Koloss im riesigen Meer doch wirkt… und wie klein wir wiederum sind… da kommt etwas Ehrfurcht auf.

Nach circa 15 Minuten atmen taucht unser Wal bilderbuchmäßig ab, „gewarnt“ werden wir durch den Ausruf „diving“ vom Kapitän, sodass wir uns alle auf die Ansicht der Fluke vorbereiten und Fotos machen können. Alle an Bord klatschen, lachen, freuen sich. Welch ein Erlebnis!! Einfach überwältigend, es berührt mich ganz tief – Gänsehaut!!. Ich bin selig, und die Kinder sagen wortwörtlich: „dafür hat sich die Langeweile zwischendurch total gelohnt“. Wir sind alle hellauf begeistert. Jetzt drehen wir ab Richtung Andenes, auf dem Rückweg gibt es Gemüsesuppe und Brötchen. Jetzt merke ich erst, welchen Hunger ich habe. Die gesamte Überfahrt über gab es Tee, Kaffee und Kekse, was ich mir aus Angst vor Übelkeit verkniffen habe, jetzt gönne ich mir das volle Programm. Die Suppe tut gut, denn obwohl es heute recht warm ist, ist der Fahrtwind richtig kühl. 

Die Rückfahrt ist total kurzweilig und bietet unheimlich schöne Ansichten auf Andøya, wie die spitzen und abgerundeten Berge, die schroff aufsteigen, oder die Gebirge, die sich im Hintergrund im Dunst sich abzeichnen… Bei der Anfahrt auf Andenes sieht man im Hintergrund imposant die Gipfel von Senja, sieht toll aus!

Total glücklich kommen wir am Hafen an, springen ins Auto und machen uns auf die 2 ½-stündige Heimfahrt. Diesmal fahren wir an der Ostseite der Insel entlang, auch wunderschön… wer braucht schon Kanada, schießt es mir durch den Kopf, als wir gerade eine Straße fahren, die durch beidseitig aufragende Berge gesäumt ist. Man, wie ich das alles hier genieße!

 

Auf der Fähre von Flesnes nach Refsnes (es ist schon 19.30 Uhr) essen wir noch was und kommen erschöpft, aber unheimlich zufrieden wieder am Ferienhaus an. Ein total gelungener 2-Tages-Ausflug! Andøya – absolutes Hightlight!

Montag, 14.8.23

Die letzten zwei Tage waren suuuuper schön, aber auch echt anstrengend, somit gammeln wir bis halb zehn im Bett rum. D.h. ich bin die einzige, die dann aufsteht, die anderen bleiben noch länger liegen. Heute einfach mal faul sein. Natürlich zieht sich unser gemütliches Frühstück in die Länge, danach wird erst Tennis und dann Federball gespielt. Erst zu dritt und später ausgiebigst zu viert. Wir spielen tatsächlich über eineinhalb Stunden unter großem Gelächter und Gejohle auf der Wiese. Macht richtig Spaß!

Dann wird wieder etwas gechillt und gesnackt, am späten Nachmittag fahren wir noch in den Austerfjorden (ein Seitenarm des Gullesfjorden) hinein, hier bekamen wir den Tipp von Bernd, dass es einen Naturspielplatz mit Klettermöglichkeiten gibt. Angekommen toben unsere zwei direkt los und probieren alle Klettereien und Schaukeln aus. Mein Mann spitzelt in den angrenzenden Wald - er wittert etwas, das sehe ich ihm an… Bald höre ich ihn rufen… Pfifferlinge! Lecker. Das lassen sich unsere Trolle nicht zweimal sagen, sie essen zwar keine Pilze, suchen sie aber gern. Während die drei am Suchen sind, schlendere ich zum Strand, der direkt gegenüber liegt. Es ist mal wieder so herrlich ruhig. Naja fast - die Möwen und die Austernfischer sind heftig am Meckern, als ich auftauche. Ich genießen diese kurzen Momente, in denen ich auch mal ganz alleine bin, sehr. Kurz darauf tauchen die Pilzsammler mit einer vollen Tüte gelber Pracht auf und meine Tochter kommuniziert mit dem Austernfischer - beide haben beim Piepsen dieselbe schrille Tonlage 🙈 – ich glaube, sie verstehen sich!

Zuhause werden natürlich die leckeren Pilze in der Pfanne gebrutzelt, es schmeckt vorzüglich. 

Da die Kinder noch angeln wollen, macht sich die Dreier-Angel-Gang wieder auf zur Mole nach Borkenes (der Motor unseres Bootes hier geht leider immer noch nicht und hier ist das Wasser zu flach, um vom Fels aus zu angeln).

Ich lasse die Gang ziehen und bleibe zu Hause. Es regnet, ich kann hier die Ruhe und den Ausblick genießen, mache es mir in der Hütte gemütlich und lausche dem Getropfe des Regens. Ich bin mal wieder sehr dankbar, hier zu sein.

Dienstag, 15.8.23

Heute Nacht hat es geregnet, der Fjord ist wolkenverhangen. Das ist wirklich wieder ein Panorama, an dem ich mich nicht satt sehe! Gerade die wechselnden Wolkenformationen machen das alles so interessant - ist viel spannender als blauer Himmel.

Heute wollen wir die sogenannte Adolfskanone in Harstad anschauen. Da sie sich mitten in einem Militärgelände befindet, muss man sich anmelden und über die Website die Tickets buchen. Als wir losfahren, beginnt es zu regnen, kalt ist es aber nicht. Wir treffen uns auf einem Parkplatz in der Nähe des Haupteingangs zum Militärgebiet. Jeder über 12 Jahre müssen sich mit Lichtbildausweis identifizieren, alles wird dokumentiert, bevor wir (drei Autos) in Kolonne hinter dem Guide herfahren und das Tor zum Sperrgebiet passieren (zu Fuß ist das Passieren nicht erlaubt). Erst nach Erreichen des abgesperrten Bereichs um die Kanone herum dürfen wir aussteigen. Die Gruppe besteht nur aus zehn Personen und wir werden stets von einem Soldaten überwacht, der die ganze Führung über bei uns bleibt. Zunächst geht es hinein in den Bunker und ein Rückblick in die Geschichte des Zweiten Weltkrieges beginnt. Wahnsinn, wie viele Forts Hitler entlang der gesamten Küstenlinie Norwegens errichten ließ. Einerseits eine echt beeindruckende Leistung, was hier in vier Jahren durchgezogen wurde, andererseits absolut erschreckend, welch kriminelle und größenwahnsinnige Energie dahintersteckte und wie viele Kriegsgefangene ihr Leben dabei ließen. Die Führung ist auf Englisch, umfangreich, aber kurzweilig. Imposant ist die Größe der Geschossgranaten, die ganze Apparatur unter der Kanone ist ein ausgeklügeltes System, ich bin perplex… man schwankt zwischen Bewunderung für die damalige Technik und dem Graus vor dem, für was diese Kanone erschaffen wurde, welche Zerstörungskraft dahinter steckt. Dann kommen wir endlich zur Kanone selbst. Da bleibt mir wirklich kurz mal die Luft weg… Fotos habe ich ja schon gesehen, aber wenn man vor der „Barbara“ steht, ist es nochmal etwas anderes. Wir gehen in sie hinein und der Guide erklärt uns den kompletten Ablauf, der zum Abfeuern nötig ist - 68 Mann braucht man dafür! 

Ich frage mich: was wollte Hitler denn eigentlich so weit hier oben im Norden? Die Antwort ist relativ einfach: den Posten Narvik, den „Erzhafen“ halten. Von Kiruna aus wurde das Eisenerz mit dem Zug direkt nach Narvik zum Hafen gebracht und von hier aus verschifft, somit hatte Hitler immer genug Nachschub, um die Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Um dies zu gewährleisten, war ihm der Norden Skandinaviens so wichtig.

Puh – das Ganze haut einen echt um. Bis aus dem Militärgelände hinaus werden wir natürlich wieder von der MP begleitet. 

Nach so viel Kriegsgedanken tut der Abstecher zur Trondenes Kirke, die hier auf der Halbinsel liegt, gut. Leider ist sie geschlossen. Ich erblicke von hier aus eine Holzkirche, zu der wir schlendern und stellen fest, dass wir hier direkt am Trondenes Historiske Senter (ein Teil der Sør-Troms Museen) stehen. Um zur Holzkirche zu kommen, müssen wir Tickets kaufen. Erst einmal setzen wir uns gemütlich in das zughörige Café, essen Kuchen und trinken Kaffee, bevor wir ins Museum gehen. Die Geschichte von Trondenes, angefangen bei den Wikingern, über das Mittelalter bis heute wird hier thematisiert. Die Ausstellung ist sehr gelungen und auch für die Kinder gibt es viel zu entdecken, überall gibt es Schaukästen, Tafeln, Figuren, Trennwände, hinter denen es wieder etwas Neues zu sehen gibt. Zum Schluss kommt man in den Außenbereich, der den Hof einer mittelständischen Bauern-Fischer-Familie im Mittelalter nachbildet, die Gebäude sind alle begehbar. Zur Freude der Kinder gibt es hier meckernde Ziegen und glücklicherweise kommt gerade eine als Bäuerin gekleidete Norwegerin, um die Ziegen mit Milch zu versorgen - sie lächelt uns zu und winkt uns zu sich, wir dürfen zu ihr ins Gehege und mit in den Hinterhof, wo es für die Zicklein eine Futterstation mit Milchnuckeln gibt. Was ein Geschmatze ;-)

Nach diesen gelungenen Führungen und Ausstellungen machen wir uns auf den Heimweg. Jetzt regnet es immer wieder, also machen wir uns es im Haus gemütlich. Als ich nach dem Abendessen gerade abspüle (spüling-with-a-view), schwimmt tatsächlich der Zwergwal nochmal bei uns vorbei - natürlich taucht er nicht nochmal auf, als ich dann mit gezückter Kamera im Regen stehe. Egal, zweimal habe ich ihn gesehen :-)

Dieser verregnete Abend ist perfekt, um weitere spannende Abenteuer mit Atreju in der Unendlichen Geschichte zu erleben.

Mittwoch, 16.8.23

Tief hängende Wolken und eine triefnasse Terrasse verhindern heute mein Draußen-Panorama-Yoga, also schnell drinnen auf die Matte und die ganze Bande aus den Federn werfen. Da wir ja bootslos sind, haben wir eine Bootsangel-Tour bei einem Bekannten von Bernd gebucht. Hannes ist auch ein deutscher Auswanderer, der verschiedene Touren mit seinem Boot anbietet ("arcticwaters" in Harstad). Um 10 Uhr müssen wir am Hafen sein, also heute kein Getrödel. Nach ein paar Baustellen-Umleitungen finden wir endlich den Weg zum Hafen und treffen Hannes. Die Chemie zwischen uns stimmt und wir machen uns auf zu seinem Boot, komfortabel mit einer Kabine und Sitzbänken. Leider ist uns heute das Wetter nicht so gesonnen. Es regnet zwar nicht, dafür ist es aber ziemlich windig, sodass uns nach der Ausfahrt aus dem Hafen kräftige Wellen entgegenschlagen. Das Töchterlein hat etwas Angst, ich fühl mich auf dem Boot sicher und bin auch überzeugt, dass Hannes weiß, was er tut. Das beruhigt die Kleine. Doch trotzdem können wir leider die anvisierten Stellen wegen zu hoher Wellen nicht anfahren und bleiben lieber im Windschatten einer kleinen Insel. Jetzt wird geangelt, mit Erfolg. Ein paar Mal wechseln wir die Stelle, müssen aber sowieso relativ oft den Stand des Boots korrigieren, weil wir so schnell abdriften. Es macht Spaß, wir haben nette Gespräche, die Kinder haben einen guten Draht zum Käpt‘n und bringen ihn dazu, über die Bootslautsprecher Musik zu hören, so dröhnt kurze Zeit später nicht nur „Believer“ und „T.N.T“ aus der Box, sondern auch die Titelmusik der „Eiskönigin“… Wir nehmen nur mit, was wir essen können, so gehen wir mit Dorsch, Seelachs und Lumb nach Hause. Die drei Stunden sind schnell um, die Kinder dürfen noch das Boot fahren und sind glücklich als dann noch wirklich direkt neben dem Boot zwei Schweinswale auftauchen - so nah, dass man die Grauschattierungen der glänzenden dicken Haut gut erkennen kann.

Den restlichen Tag machen wir es uns daheim hyggelig, während es draußen regnet wird gechillt und Monopoli gespielt. Abends mache ich den Fisch im Ofen (denn für‘s Grillen ist es draußen einfach zu nass) und wir machen einen gemütlichen DVD-Abend.

 

Bernd meldet sich noch und will morgen einen Motor vorbei bringen - wäre schön, wenn wir wenigstens noch ein bisschen auf dem Fjord herum tuckern könnten.

Donnerstag, 17.8.23 

Es ist schon bemerkenswert, wie lange wir hier alle schlafen… 

Um halb zehn wachen wir beiden auf, von den Kindern hören wir nichts. Als ich (bei gerade mal 14 Grad) auf der Terrasse zum Morgen-Kaffee sitze kommt Bernd vorbei und befestigt den Motor am Boot. 

Mit den Kindern mache ich einen kleinen Frühstückssnack, bis mein Mann vom Joggen zurück kommt, dann wird ordentlich gemeinsam gebruncht. 

Die gestern begonnene Monopoli-Partie wird fortgesetzt, bevor wir uns auf den Weg zum Fjordende machen, von hier aus kann man auf‘s Fjell hoch wandern. Ein echtes Ziel haben wir nicht, wir laufen einfach so lange wir Lust haben. Keine fünf Minuten nach Beginn des Pfades finden wir uns in einem Pfifferling-Paradies wieder, da können wir nicht widerstehen und schneiden einen Pilz nach dem anderen ab.

Einen kleinen Zwischenstopp machen wir an der Fossestua (geschlossen), die - wie der Name schon sagt - an einem kleinen schönen Fossen liegt. Weiter geht es bergauf durch Birkenwäldchen und (durch den Regen) sehr feuchte Wiesen und matschige Pfade. Nach einer letzten steilen Partie kommen wir an einen schönen Felsen, der eine herrliche Sicht auf Fjord, Berge und einen Wasserfall bietet. Hier machen wir unsere Trink- und Kekspause. Von hier oben sehen wir unten im Tal eine kleine Brücke über den Fluss und auf der anderen Seite ein Lávvu (davon hatte uns Bernd schon erzählt). Wir wollen dort hinunter, können aber keinen Pfad erkennen. Also beschließen wir, querfeldein zu gehen. Gesagt, getan, vorsichtig steigen wir hinab und finden tatsächlich die Brücke und somit auch das Zelt. Es ist gemütlich hier drin, man kann Feuer machen, genug Holz ist vorhanden, Sitzmöglichkeiten, Geschirr und Besteck, Äxte zum Holzhacken… einfach wieder toll, was hier für die Allgemeinheit zur Verfügung steht. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum geparkten Auto. Unterwegs stellen sich uns Schafe in den Weg. Das Leitschaf kommt aufmüpfig auf uns zu, das macht den Kindern dann doch etwas Angst, ich lasse es schnüffeln und dann sind wir Freunde … so gute Freunde, dass die ganze Mannschaft hinter uns her läuft (norwegische Follower sozusagen), voll süß. Aber am Gatter lassen wir sie natürlich nicht mit durch und unsere Weggefährten meckern zum Abschied. Hier unten mündet der Fluss ins Meer, ein richtig schöner Fleck, auch hier bleiben wir noch ein Weilchen.

Da in unserem Kühlschrank Ebbe herrscht, müssen wir unbedingt noch in Borkenes einkaufen gehen. Endlich daheim bereite ich die Pfifferlinge zu und wir lassen es uns schmecken. 

 

Die Männer wollen nochmals angeln gehen und wir Mädels machen uns einen gemütlichen Abend mit Strandspaziergang, einem schönen Film und jeder Menge Chips :-)

Freitag, 18.8.23

Gammeltag! Auch das muss mal sein … einfach mal gar nix machen, ausschlafen, lümmeln… das Wetter ist okay, man merkt hier oben wirklich, dass es Richtung Herbst geht, nachts ist es richtig frisch (8 Grad). Mein Yoga heute findet dann draußen langärmelig statt.

Wir schlafen lange, frühstücken lange… spielen Monopoli (auch lange) und trotz Windes versuchen wir immer wieder mal Federball zu spielen. Natürlich gehen wir auch an unseren Steinstrand, der uns nach jeder Flut ein paar kleine neue Schätzchen präsentiert, von wunderschönen Schneckenhäuser über Seeigelskelette, schönen Steine oder abgeschliffenem Holz. Immer wieder finden wir auch tote Kreis- und Kreuz- oder auch dicke Feuerquallen (Kreis-/Kreuzqualle heißen die natürlich nicht wirklich, aber wir haben sie wegen Ihres Aussehens so getauft). Im klaren Wasser können wir hunderte Seeigel sehen, hin und wieder einen Seestern oder ein paar kleine Fische. Wer allgegenwärtig ist, das sind die Möwen und die Seeschwalben, ab und zu kommen Kormoran, Austernfischer und Nebelkrähen vorbei.

Am Nachmittag kommt Bernd noch mit seiner Lebensgefährtin Frederike auf einen gemütlichen Kaffee zu uns ins Häuschen - wie gut, dass ich selbst gekauften Kuchen da habe ;-)

Nach knapp zwei Stunden verabschieden sich die beiden, wir essen zu Abend und währen die Kinderlein einen Film schauen, genießen wir ein bisschen „we-time“ auf den Felsen am Meer - mein Mann angelt und ich sammel mal wieder …

 

Natürlich darf aber auch heute das nächste Abenteuer von Bastian nicht fehlen, der mittlerweile selbst in die Unendliche Geschichte eingetaucht ist… immer wieder faszinierend dieses Buch!

Samstag, 19.8.23

Heute vor zwei Wochen sind wir aufgebrochen … wir haben schon so viel erlebt - und doch haben wir noch eine ganze Woche vor uns… drei Wochen frei und drei Wochen Urlaub - das hatten wir noch nie und wir genießen es in vollen Zügen!

Eigentlich wollten wir heute noch zu einer schöne Angelstelle fahren, die uns Hannes empfohlen hatte. Doch meinem Mann geht’s leider nicht so gut, sodass ich mit den Kindern spontan beschließe, etwas wandern zu gehen. Naja, sagen wir mal anders: nach dem Faultag gestern habe ich einen starken Drang, mich zu bewegen … die übliche „Mama-braucht-mal-Ruhe-Tour“… Die Kinder sollten eigentlich daheim bleiben, das hieße aber auch: kranken Papa in Ruhe lassen, kein Fernsehen, kein iPad oder Ähnliches (denn es gibt ja viele andere Beschäftigungsmöglichkeiten). Mit Aussicht auf null Minuten Bildschirmzeit möchten dann beide lieber mit wandern gehen. Also gut, wer braucht schon Ruhe (Mama-braucht-keine-Ruhe-Tour)… seit wir in Norwegen sind, bin ich absolut tiefentspannt. Und insgeheim freue ich mich natürlich J Nur 10 Minuten von hier entfernt habe ich unterwegs ein Schild gesehen „Ti på toppen“ und auf Godtur.no die passende Tour. Auf geht’s beschaulich ein paar Minuten einen kleinen Forstweg entlang, auf dem wir Elchköddel und auch Elchspuren entdecken. Kurz darauf kommen wir auf einen Pfad, so einen, wie ich ihn liiiiebe: schmal, gewunden, hindurch durch ein Wäldchen mit knorrigen kleinen Birken, der Boden von Farn, Moos und Blaubeeren bedeckt, die Sonne spitzelt durch die Blätter, ein herrliches Licht - und das bei perfektem Wanderwetter. Mein Sohnemann ist aber heute irgendwie auch nicht so fit, hatte heute Morgen schon über einen „komischen Bauch“ geklagt. So ist er nicht gerade begeistert, als es immer steiler und steiler wird. Nach circa einer Stunde kommen wir an einen schönen Aussichtspunkt mit einer kleinen Bank, meine Trolle beschließen, dass hier nun der Ess- und Umkehrpunkt ist. Okay, bin ja froh, dass sie überhaupt mit gekommen sind. So machen wir hier ein kurzes Päuschen mit kleinen Snacks und reichlich zu Trinken, um dann den steilen Rückweg anzutreten. Zufrieden mit der schönen Kurztour steigen wir ins Auto und fahren zurück. Mein Mann schläft noch und während die Kinder eine halbe Stunde „Bildschirmzeit“ haben, schlendere ich mal wieder am Meer entlang - ich genieße das so, das Meeresrauschen, die meckernden Möwen, die piepsenden Seeschwalben und die lauten Austernfischer.

Zurück im Haus wird erst mal was gegessen, mein Mann ist halbwegs fit und wir wollen noch ein letztes Mal angeln. Morgen müssen wir leider wieder packen.

Diesmal werfen wir die Angeln vom Kai der Dachstuhlfabrik ins Wasser (vorher haben wir geklärt, dass wir dort auch wirklich hindürfen). Und dort ist es echt der Knüller, ein Fisch nach dem anderen geht an den Haken, und das bei strahlendem Sonnenschein. Ein schöner Angelabschluss.

 

Noch tanken und einkaufen, dann zum Abendessen zurück ins Haus. Die Monopoli-Runde spielen wir abends noch fertig, bevor wir dann wieder (wie jeden Abend) in die Unendliche Geschichte eintauchen.

Sonntag, 20.8.2023

Packtag … also passiert heute nichts. Naja fast nichts. Leider geht es meinem Mann richtig schlecht, er hatte heute Nacht Schüttelfrost und hat kaum geschlafen. Also heißt es nach meinem Yoga und meinem Käffchen: packen für alle, mein Mann bleibt im Bett. Da wir noch mehrere Tage gemütlich durch Norwegen tingeln wollten und unsere Fähre erst am Freitag in Oslo geht (wir also noch mehrere Zwischenübernachtungen haben), ist es eine logistisch knifflige Aufgabe alles so zu packen, dass man an die wichtigen Sachen zum richtigen Zeitpunkt dran kommt, genügend Wechselklamotten für alle Viere greifbar hat, Essen für unterwegs, Sachen für den Campingplatz …

Naja, hilft ja nix – da muss ich nun allein durch, aber da ich den ganzen Tag Zeit habe, ist das okay. Das Wetter ist der Knüller, Sonnenschein und T-Shirt-Temperaturen. Eigentlich wollten wir heute, da es auch noch fast windstill ist, endlich mal mit dem Boot raus, aber es sollte wohl nicht sein.

Immer wieder zwischendurch setze ich mich auf die Terrasse oder auf die Bank hinters Haus, genieße die Sonne oder beobachte einfach die Vögel. (Ganz à la Astrid Lindgren: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.“ – Ich liebe dieses Zitat!)

Als ich soweit mit allem durch bin, lege ich mich mit dem Töchterlein auf die Liegestühle in die Sonne und wir chillen gemeinsam (ein Hoch auf alle Hörspiele - im Moment sind Die drei ??? Kids der Renner). Später schaffe ich es sogar durch eine akrobatische Klettereinlagen trotz meiner geringen Körpergröße, die Dachbox zu beladen. Das heißt, morgen früh muss nicht mehr viel ins Auto geladen werden. 

Alles in allem für mich dann doch ein ziemlich entspannter Tag, trotz Packen, Krankenversorgung und Kinderbespaßung. Mein Mann tut mir so leid, ich hoffe so sehr, dass es mit ihm jetzt bergauf geht, sonst wird die Rückfahrt eine Tortur.

 

Wie schön, dass ich noch eine Runde mit Atreju und Bastian durch Phantasien reisen kann, bevor ich früh ins Bett gehe.

Montag, 21.8.2023 - 352 km

 Der Wecker geht viel zu früh… aber muss ja leider sein, dass wir heute diesen schönen Ort verlassen. Der Fjord ist wolkenverhangen und es nieselt - Abschiedsstimmung halt. Es klappt trotz kränkelndem Mann alles gut, die Kinder helfen beim Betten abziehen, beim Abspülen und Auto einräumen. Um zehn Uhr erreichen wir wie geplant die Fähre nach Flesnes, von dort geht es zur nächsten Fähre nach Lødingen, um nach Bognes überzusetzen. Auf der Zweiten Fähre gehen wir gemütlich etwas essen, das Frühstück kam heute nämlich definitiv zu kurz. Normalerweise bin ich unterwegs immer am Schauen, heute muss aber ich den Fahrerpart übernehmen und kann leider nicht die Landschaft betrachten. Da heute durchgehendes Schietwetter ist (es regnet nur einmal - aber das den ganzen Tag), zerschlägt sich leider mein Plan, im Rago Nationalpark zu wandern. Total schade, aber es schüttet so richtig – naja, den Mann während der Wanderung im Auto lassen wäre aber eh nicht so die beste Option gewesen. Also beschließe ich (wenn es schon so schüttet), dann fahren wir halt einfach weiter, als ursprünglich gedacht. Unterwegs, als es mal aufhört zu schütten und nur noch nieselt, kommen wir an einer tollen Hängebrücke über den Luonosjåhkå vorbei, da muss ich einfach mal halten und rüber gehen und ein bissl laufen. Ach ist das schön hier, diese karge Weite, dieser tolle Fluss… Zehn Minuten später halten wir noch (nur für Fotos) am nördlichen Polarkreis, das muss natürlich sein. Hier halten wir wirklich nur ganz kurz, es ist schon halb sechs durch und wir wissen noch immer nicht, wo wir schlafen werden. Aufgrund des kränkelnden Mannes wollen wir unbedingt eine Hütte mit eigenem WC. Beim ersten Campingplatz, bei dem wir halten, ist niemand da, also fahren wir weiter, landen beim Krokstrand Fjellpark und mieten uns dort ein Häuschen, teuer, aber wir wollen nicht weiter suchen, es ist schon nach sechs und sie haben nur noch das eine Haus mit Bad frei. Es ist ein super tolles Haus direkt am Fluss - ein Ferienhaus, keine Hütte. Die Betten sind schon bezogen, und darüber bin ich echt froh. Gestern alleine packen, heute alleine fahren, jetzt einfach gemütlich sitzen und die Fertignudeln wärmen. Zu meiner Freude bereitet mein Sohnemann alles fürs Abendessen vor, deckt den Tisch und rührt den Topf immer wieder um, sodass ich mich dann einfach zum Essen an den Tisch setzen kann. Nach dem Essen gehe ich mit den Kindern noch spazieren – es geht ein Pfad direkt Fluss entlang und wir entdecken tolle Felsformationen, durch die der Fluss in kleinen Wasserfällen hindurch rauscht. Das liebe ich so an Norwegen, dass man durch Zufall an so herrlich schöne Plätze gerät. Wir kraxeln über die Felsen und genießen die Bewegung im Freien. Nach einer Weile kehren wir zurück ins Haus, in aller Ruhe machen wir uns fertig und natürlich wird wieder gelesen … Atreju und Bastian warten schon :-)

Dienstag, 22.8.23 - 340 km

Das Wetter hält, 14 Grad und Wolken - wir frühstücken, sitzen 20 nach zehn im Auto und ich fahre uns direkt zum Ausgangspunkt der Wanderung zum Marmorslottet. Da wollte ich schon immer mal hin, habe ich doch soooo schöne Fotos gesehen – doch bisher war es ja immer zu weit nördlich... Die Fahrt dorthin führt auf einer einspurigen Straße entlang eines wunderbaren Sees, immer wieder bieten sich tolle Ausblicke. Es folgt eine Schotterstraße, die kurz vor dem Ziel vor Schlaglöchern nur so wimmelt. Am Parkplatz (klein und mäßig gefüllt) angekommen überweisen wir die 70 NOK Parkgebühr per Paypal und los geht’s. Nach nicht mal einer halben Stunde Gehzeit mit kurzer Klettereinlage, erreichen wir schon diese unfassbar schönen Felsformationen, noch einmal kurz an einem Seil hinabhangeln, dann stehen wir unten: Es ist wirklich unglaublich, dass diese Schönheit nur durch die Natur geschaffen wurde. Ich bin restlos begeistert, kann mich nicht satt sehen und will gar nicht mehr weg. Außer uns ist nur noch eine weitere Familie da, es ist einfach nuuuuur schön. Die Farbe des Wassers, die Maserungen des Marmors, die Wassermassen, die sich ihren Weg bahnen … grandios. Überall entdecken wir neue Formationen, es sieht aus wie ein Gemälde. Das lädt nicht nur zum Kraxeln und Staunen, sondern auch zu einer kleinen Snackpause ein, wo sonst könnte es schöner sein? Da ich mich nicht losreißen kann, bleiben wir ziemlich lange hier, bis mein Mann wieder über Bauchschmerzen klagt.

Nach dieser rundum gelungenen Kurz-Wanderung geht es zurück auf die E6, wir fahren durch wunderbare Landschaften und ich finde es wieder sehr schade, dass ich als Fahrer so wenig schauen kann. 

Was die Wasserfälle angeht bin ich als Fossenfan in diesem Urlaub ja etwas zu kurz gekommen, wie gut, dass mein Sohn gerade mal muss, als wir am Laksforsen vorbei fahren – na da biege ich doch gern mal ab. Lachse springen da im Moment natürlich nicht, aber schön ist er trotzdem. So um 17 Uhr sagen wir uns, dass wir uns mal nach einem Campingplatz umschauen müssten. Am Schild Storforsen Camping sind wir nämlich eben vorbei gerauscht, denken aber, da kommen ja noch andere. Beim nächsten Schild zum Campingplatz biegen wir ab, fahren bis zum Platz und rufen – da niemand da ist - die angegebene Nummer an. Der Typ an der anderen Leitung behauptet, er hätte nichts frei… wenn ich den Platz aber betrachte, sehe ich vor keiner Hütte ein Auto stehen… Unlust? Wahrscheinlich sitzt er halt gerade mit nem Bierchen beim Kumpel, es sei ihm gegönnt. Also fahren wir weiter. Und weiter. Und weiter. Und noch weiter… es wird später und später. Kein Schild, kein Hinweis auf Campingplatz, Hütten oder sonst eine Übernachtungsmöglichkeit. Okay, erst mal anhalten und auf die Camping-App schauen… puh, da müssen wir noch ne Weile fahren! Aber was soll‘s. Wir hoffen einfach, dass beim nächsten Platz noch was frei ist.

 

Irgendwann nach halb sieben stehen wir endlich bei Nyheim Camping und beten, dass wir noch irgendwo schlafen dürfen (wie gesagt: mein Mann ist krank und kann absolut nicht zelten). Die Dame hat nur noch eine Dreierhütte frei - ich frage, ob wir da eine Matte auf den Boden legen können. Ich solle mal schauen, ob mir der Platz reicht, sagt sie und drückt mir den Schlüssel in die Hand. Ich schaue… sehr einfach, ein bisschen „verratzt“, aber das geht schon klar. Glücklich über das Dach über dem Kopf genieße ich jetzt bei dem schönen Wetter den Spaziergang am Fluss Namsen, der eher wie ein See aussieht, das Fließen sieht man ihm gar nicht an. Gegessen werden gewärmte Käsespätzle, dann nur noch duschen und wieder eintauchen in die Phantasiewelt Michael Endes. Eigentlich braucht man ja echt nicht viel, um zufrieden zu sein…

Mittwoch, 23.8.23 - 292 km

Der Tag beginnt sonnig, leichte Nebelschwaden kann ich beim Blick aus dem Fenster über dem Fluss (der nicht wirklich fließt) erkennen. Es klart schnell auf, die Bande schmeiße ich um halb neun aus dem Bett. Vorher sitze ich aber noch gemütlich mit meinem Käffchen vor der Hütte in der Sonne und schaue auf den See - herrlich.  

Ein kurzes Frühstück, danach geht's wieder auf die E6 - Trondheim ist heute unser Ziel, laut Routenplaner sind das 4 Stunden bis dorthin (ohne Pause), um halb elf starten wir.

Heute darf ich wieder auf den Beifahrersitz - dem Mann geht’s so medium, aber nur nebendran sitzen findet er langweilig und außerdem konzentriert er sich beim Fahren weniger auf die Schmerzen... und ich freue mich umso mehr über die Blicke in die schöne Landschaft. Anfangs noch etwas rauer, wird die Landschaft, je südlicher wir kommen, „weicher“ und lieblicher, irgendwann fühle ich mich an die Telemark erinnert: sanfte Hügel, Felder mit Korn, dahinter die roten Bauernhöfe, Wälder und Seen… Was natürlich auffällt, ist die starke Zunahme an Besiedelung und Verkehr, sind wir gar nicht mehr gewohnt. Um viertel nach drei parken wir in Trondheim in der Fjordgata für teure 15 €, aber wir dafür sind wir ganz zentral und laufen direkt runter zur Nidelva und den Stelzen-Häusern. Das Wetter ist herrlich, 20 Grad und Sonne. Wir schlendern zur Gamle Bybro und von dort aus zum Nidarosdom. Letztes Mal waren wir 2010 hier, aber nicht bei so schönem Wetter. Natürlich gehen wir auch in den Dom hinein, im Gegensatz zu damals ist es richtig toll beleuchtet (2010 war es einfach nur düster). Beeindruckt von den vielen Details laufen wir durch den Dom, es gibt ein interaktives Terminal, bei dem man sich Informationen holen kann, die Kinder probieren das natürlich aus und es ist wirklich interessant. 

Wir haben ein Parkticket für drei Stunden gezogen, wenn wir noch etwas essen möchten, müssen wir uns jetzt ran halten. Bei Pepes Pizza direkt an der Nidelva gibt es für jeden was und wir schaffen noch rechtzeitig die Rückkehr zum Auto. 

Heute Mittag habe ich vom Auto aus versucht, in der Region Trondheim noch eine Hütte mit Bad zu buchen, vergeblich. Es gab nur noch überall etwas ohne Bad. Da ich heute Abend nicht wieder bis zum letzten Drücker suchen wollte (und es klar war, dass wir nicht allzu früh aus Trondheim rauskommen), hatte ich dann eben bei Øysand Camping direkt am Meer eine kleine Hütte ohne Wasseranschluss gebucht. 20 Minuten später sind wir dort und checken ein. Gleich die Sachen in die Hütte räumen und einen kleinen Spaziergang am Meer machen. Die Hütte an sich ist okay, der Campingplatz liegt zwar am Meer, im Rücken hat man aber das Gewerbegebiet, in dem auch nachts gearbeitet wird. Obwohl der Platz so groß ist, hat er nur zwei öffentliche Duschen und pro Geschlecht drei Toiletten - wie gut, dass hier nichts los ist (nur zwei weitere Hüttennutzer). Und Spielplatz? Fehlanzeige… nicht wirklich so der Burner, der Platz. Aber Hauptsache, Dach überm Kopf.

 

Den Abend verbringen wir ganz gemütlich mit Eis essen, unsere Trolle schauen noch ein bisschen Video und gemeinsam wird am Abend noch gelesen. Die Unendliche Geschichte fesselt die Kinder total und sie bestehen jeden Abend auf ihre Leserunde :-)

Donnerstag, 24.8.23 - 370 km

Regen prasselt an die Scheibe, heute können wir es uns erlauben, ein bisschen zu trödeln - der Campingplatz in Lillehammer ist bereits gebucht und von Trondheim bis dorthin sagt der Routenplaner uns 4 1/2 bis 5 Stunden an. Meinem Mann geht’s immer noch nicht gut. Es ist schon der sechste Tag… langsam mache ich mir Sorgen - so lange hatte er noch nie so eine Magen-Darm-Geschichte ... und vor allem nicht so heftig.

Bald nach dem Start hört es auf zu regnen, aber überall seitlich der Straße fließt das Wasser von allen Hängen herunter - und schließlich stehen wir vor einer Straßensperrung de E6 und folgen dem Umleitungsschild. Wir vermuten, dass die Sperrung mit den heftigen Regenfällen zu tun hat. Bald wird das Wetter besser und die Temperaturen steigen von 11 auf 19 Grad. Die Landschaft wandelt sich von schmalen schluchtartigen Tälern zu sanften Hügeln, die über und über mit Rentiermoos bedeckt sind, das trotz der fehlenden Sonne zu leuchten scheint. Diese Weite… nur die Hügel, davor kilometerweite Wiesen, teils durchzogen von kleinen Bächen oder kleinen und großen Seen, die Vegetation ist sehr karg hier. Mir gefällt diese karge Weite unheimlich gut. 

Wir kommen Richtung Ringebu und hier beginnen die Folgen von Sturm Hans sichtbar zu werden - viele Wiesen stehen unter Wasser, umgeknickte Bäume, an die Ufer gespülte Strohballen…

Die E6 ist teilweise wie leergefegt, dann wieder richtig viel Verkehr. 

Eigentlich wollte ich heute unterwegs zu den Erdpyramiden laufen, aber wegen meines immer noch kränkelnden Mannes fällt das leider aus. Dafür halten wir aber an der Stabkirche in Ringebu, diese wiederum ist heute leider nur von außen zu besichtigen.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis Lillehammer. Unterwegs sehen wir schon, dass der Lågen übervoll mit Wasser ist. Da der Campingplatz direkt am Wasser liegt, hatte ich ihn vorher nochmals kontaktiert, um zu fragen, ob wir überhaupt kommen können. Die Antwort war: wir dürfen, auch wenn der halbe Platz unter Wasser steht. Gegen halb sechs kommen wir an und sind wir wirklich entsetzt, als wir den Zustand sehen - mir tun die Besitzer so leid… mal ganz davon abgesehen, dass so einiges kaputt gegangen ist, mussten viele Dauercamper den Platz räumen, die ganze Uferfront steht unter Wasser… ich will gar nicht wissen, wieviel Verlust sie dieses Jahr machen :-(

Der Platz ist entsprechend leer, nur ein paar Hütten sind belegt und auf der anderen Seite des Platzes stehen ein paar Womos.

Mit den Kindern gehe ich noch - soweit es geht - über den Platz spazieren.  

Kurz darauf sitzen wir auf der überdachten Terrasse unserer Hütte (die übrigens richtig gemütlich ist, die Betten waren auch schon bezogen) und essen zu Abend. Nur schade, dass drinnen kein Tisch und nur ein kleiner Sessel vorhanden ist – zu viert kann man da schlecht rumlümmeln.  Trotz des leichten Regens scheuche ich die Kinder nochmal raus, die sollen noch ein bisschen Energie rauslassen. Schade, dass alles so nass ist, eigentlich ist das echt ein schöner Platz und einen netten Spielplatz haben sie auch. 

 

Morgen müssen wir nach Oslo zur Fähre, das heißt, der Wecker wird gestellt und alle fallen früh ins Bett. 

Freitag, 25.8.23 - 190 km

Passend zur Abreisestimmung regnet es. Ich schaue von unserer Hütte auf die überflutete Wiese und denke mir nur, dass es doch hier in der Region jetzt mal mit Regen reicht… Ein kurzes Frühstück, alles räumen und putzen und los geht’s um viertel nach neun Richtung Oslo.

Und wieder sehen wir Überflutungen, gesperrte Abfahrten und beim Überqueren des Flusses nah unter uns das Wasser… wer weiß wie lange die Brücken noch befahrbar sind?

Wir kommen schon viertel vor 12 am Fährterminal der Colorline an, die Fantasy wird langsam beladen - heute seeeehr langsam. Unsere Warte-Linie kommt tatsächlich als letztes dran, sodass wir erst kurz vor zwei auf die Fähre rollen. Drinnen im Autodeck werden wir auch noch falsch geschickt, müssen rückwärts die Rampe wieder runter fahren und uns zwischen zwei LKWs stellen. 

Kurz nach Bezug der Kabine ziehen die Kinder und ich uns um, um ins Aqualand zu gehen, mein Mann bleibt in der Kabine und schläft.

Zwei Stunden Spaß haben wir dort, die Kinder toben sich aus (ich natürlich auch ein bisschen – wobei ich es genieße, im Whirlpool zu sitzen) und zufrieden kehren wir kurz in die Kabine zurück, um gleich darauf zum Dutyfree-Shop zu gehen und einen Haufen Schocki zu kaufen. Freia… ich liiiiebe sie! Nachdem die Kinder ein Eis gegessen haben (eine Kugel langt hier dicke - die sind riesig), bringt ein Besuch auf dem Sonnendeck die gerade geföhnten Haare in eine komplett andere Form ;-) - heute ist es wirklich heftig windig.

Um halb sechs bringen wir den Papa dazu, mit uns Pizza essen zu gehen. Irgendwas muss ja auch er essen… Uns schmeckt‘s wieder richtig lecker, auch nach diesem Essen spazieren wir wieder auf dem Sonnendeck herum, mein Flohgewicht von Tochter wird vom Wind eigentlich eher herumgeworfen … sie hat ihren Spaß dran.

Nach ein bisschen TV schauen (es läuft die Leichtathletik-WM - nach drei Wochen Fernseh-Abstinenz darf das mal sein) geht es natürlich mit der Unendlichen Geschichte weiter… sie macht ihrem Namen alle Ehre ;-)

 

Bei einem Hörspiel schlummern wir alle ein.

Samstag, 26.8.23

Der Wecker geht um 7 Uhr, bis wir alle fertig sind, ist es acht Uhr. Das Frühstücksbuffet wartet und ist wie immer ein echter Genuss - da wir den ganzen Tag noch fahren, muss man natürlich zuschlagen. Der kleine Ausflug zum Sonnendeck wird ein sehr kurzer, wir müssen noch alles in der Kabine packen und dann geht es auch schon zum Autodeck. Das schöne ist: wir sind der allererste PKW, der von der Fähre fährt und stehen somit an der Ampel, die direkt nach dem Fährgelände kommt, nicht im Stau. Die Freude hierüber hält nicht lange, denn kurze Zeit später stehen wir vor und im Elbtunnel eine Stunde im Stau … und als sei es nicht genug, 20 Minuten später schon wieder. Insgesamt läuft es dann aber gut – mit unseren Pausen sind wir nach 9 Stunden wieder in der schönen Pfalz.

 

FAZIT: Norge, Norge – was soll ich sagen. Immer wieder faszinierst du uns neu und zeigst neue Gesichter, ohne dabei fremd zu wirken.

Wir haben uns super wohl gefühlt, so Vieles erlebt und entdeckt… Norwegen ist im Norden wirklich nochmal etwas anderes – nur schade, dass der „nördliche Norden“ richtig weit weg ist!

Die lange An- und Abreise zum Ferienhaus hat uns nicht so gelegen, (zumindest solange wir mit Kindern reisen) - jeden Abend einen neuen Campingplatz suchen und hoffen, dass eine Hütte frei ist, ist auf die Dauer eher nichts für uns … jeden Abend suchen, Betten beziehen, jeden Morgen wieder zusammen packen, Betten abziehen, Hütte säubern… Zu zweit könnte ich mir das schon vorstellen, aber zu viert … Es war toll und eine großartige Erfahrung, aber die nächsten Jahre werden wir wohl wieder eher etwas südlichere Ziele aussuchen.

Aber: sag niemals nie – der nördliche Norden hat auf jeden Fall Suchtpotenzial!!

 

Kleiner Nachtrag:

 

Im Nachhinein haben wir erfahren, dass der Campingplatz unserer ersten Übernachtung in Schweden durch das Sturmtief extrem in Mitleidenschaft gezogen wurde und teilweise zerstört wurde L Wären wir einen Tag später los gefahren, hätten wir den Sturm volle Breitseite mitbekommen – einfach mal wieder unfassbares Glück auf unserer Seite.

 

 

Wen’s interessiert, hier die Campingplätze / Kosten:

Schweden - First Camp Fläsian Sundsvall – Vierbetthytte

Mittelgroßer, eher kleiner Platz, kein Verkehrslärm, beste Lage direkt an der Ostsee, Sandstrand mit Bade- und Spielplatz, Möglichkeit zum Spazieren gehen. Kleine Hytte mit zwei Zimmern (4 Betten) und WC/Dusche, zwei Kochplatten, sauber. Toll!

 

Schweden - Arctic Camp Jokkmokk

Riesiger Platz mit vielen Beschäftigungsmöglichkeiten (Baden, Minigolf, Spielplatz) direkt am großen See, Möglichkeit zum Spazieren gehen. Kleine Hytte mit zwei Zimmern (2 Betten und ein Ausziehsofa) und WC/Dusche, Herd, sauber. Pizzeria auf dem Gelände.

 

Krokstrand Fjellpark

Ferienhaus mit zwei Schlafzimmern und einem großen Wohn-/Ess-/Küchenbereich, super ausgestattet, sehr sauber, Betten alle schon bezogen. Lage direkt am Fluss, leider an der E6 (hörbarer Verkehr). Schöne Spaziermöglichkeit am Fluss zum kleinen Wasserfall, tagsüber Kletterpark, Möglichkeit zum Essen/Kaffee trinken. Teuer, da Ferienhaus und keine Hytte, aber super!

 

Nyheim Camping

Sehr einfacher, etwas veralteter Platz, sehr günstig. Lage direkt am Fluss, aber leider auch direkt an der E6. Eine Schaukel, sonst nichts, dafür Möglichkeit zum Spazieren am Fluss. Hytte klein, etwas herunter gekommen, aber ausreichend für uns. Ein Schlafzimmer für drei, eine Miniküche und zwei Stühle am kaputten Klapptisch. Trotzdem wohl gefühlt.

 

Øysand Camping

Lage direkt am Strand, aber rückseitig ein Industriegebiet, in dem auch nachts gearbeitet wird, trotzdem relativ ruhig. Großer Platz, aber ohne richtigen Spielplatz. Schlendern am Strand möglich. Kleiner Shop mit Essensmöglichkeit. Einzimmer-Hytte mit Kühlschrank, kein Wasser, keine Kochmöglichkeit. Wenige Toiletten und Duschmöglichkeiten für diese Größe. Hytte mit vier Betten, ein Sofa mit kleinem Tisch. Insgesamt nicht so dolle.

 

Lillehammer Camping

Platz direkt am See, weitläufig mit schönem Spielplatz. Leider bei uns total überschwemmt, ansonsten wäre hier ein schöner Badeplatz. Hytte mit zwei Zimmern und WC/Dusche. Stockbett und Ausziehsofa. Leider drinnen nur Couchtisch, keine Stühle – alles nur draußen, dafür aber überdachte Terrasse. Alles sauber und Betten / Sofa schon gemacht und bezogen.

 

Kosten:

3 Wochen mit 2 Übernacht-Fährfahrten (Kiel-Göteborg und Oslo-Kiel), 2 Wochen Ferienhaus, 6 Campingplätze, 1 Hotel, Walsafari, eine private Bootstour, alle Eintritte, Essen, Tanken, Souvenirs

für eine 4-köpfige Familie: knapp 7.500 €

 

Davon Lebensmittel 1000 € (ca. 500 € davon Supermarkt, Rest unterwegs/Restaurants)